Stillen: Das erste Mal
Endlich! Dein Baby ist da und ganz automatisch fühlst du wie eine Welle von intensiven Glücksgefühlen in dir emporsteigt. Das erste Mal, dein Kind zu sehen und sogar zu berühren, ist unvergesslich. Das gilt auch für das erste Mal stillen. Für das Baby ist dies nicht nur Nahrungszufuhr, sondern auch eine sehr innige Form der Liebe und Nähe, die ihr miteinander teilt. Das Stillen in der ersten Stunde nach der Geburt legt außerdem den Grundstein für eure gesamte Stillzeit!
Hier erfährst du, was beim ersten Mal Stillen auf dich zukommen kann oder wird und worauf du achten solltest, um eine positive Stillerfahrung zu haben. Außerdem informieren wir dich, wie das Anlegen des Babys mit der Menge deiner Milchproduktion zusammenhängt und was du tun kannst, wenn das Stillen nicht so klappt, wie du es dir vorstellst. Neben vielen weiteren Informationen und Tipps, klären wir auch häufige Fragen rund um das Thema Stillen.
Das erste mal Stillen
Das erste Mal Stillen kann ein herausforderndes und doch erfüllendes Erlebnis zugleich sein. Hier wollen wir dich auf das, was auf dich zukommt, zumindest ansatzweise vorbereiten. Beachte dabei eines: Jede Erfahrung ist einzigartig und somit anders. Und auch dieser Blog ersetzt natürlich keine medizinische und individuelle Beratung!
Das erste Anlegen - was dich erwartet
Hier eine grobe Schilderung: Nachdem du entbunden hast, wird dir die Hebamme dein Baby noch im Kreißsaal (oder zu Hause, je nachdem wo du gebärst) auf den Bauch legen, es sanft abtrocknen und mit Tüchern zudecken. Idealerweise habt ihr nun ein bis zwei Stunden Zeit nur für euch. Sei nicht überrascht, wenn dein Baby erschöpft ist und sich mal ca. eine halbe Stunde ausruht - auch für dein Baby war die Geburt anstrengend. Danach fängt es im Idealfall an, den Kopf zu bewegen und eifrig deine Brustwarze zu suchen. Es dauert unterschiedlich lange, bis es sie gefunden hat. Durchschnittlich hat das Baby nach etwa 50 Minuten die Brustwarze im Mund und fängt an zu saugen. Dabei ist wichtig, dass es möglichst viel der Brustwarze und des Warzenhofs in den Mund bekommt. Denn gerade der Kontakt der Brustwarze am Gaumen löst beim Kleinen den Saugreflex aus.
Wenn das Baby die Brustwarze nicht selbst sucht
Wenn dein Baby nicht nach der Brustwarze zu suchen beginnt oder sie nicht findet, kannst du ihm helfen. Lass dich dabei von einer Hebamme oder einem Angehörigen unterstützen. Nimm eine dir angenehme Position ein und halte das Baby an die Brust. Berühre seine Unterlippe mit der Brustwarze, bis es den Mund weit öffnet, zieh es dann weiter an dich heran, bis es auch den Warzenhof im Mund aufnimmt.
Jedes Baby ist anders
Sei dir hierbei bewusst: Babys haben unterschiedliche Charaktere. Während das eine sofort und stark saugt, lässt sich das andere mehr Zeit und saugt schließlich nur ganz leicht. Beides ist völlig normal, denn der kleine Babymagen kann ohnehin noch nicht viel fassen: am ersten Tag nach der Geburt nur circa sechs Milliliter, etwa 25 Milliliter am dritten Tag und dann erst langsam mehr.
Das Ende der Stillmahlzeit
Das Ende der Stillmahlzeit ist erreicht, wenn das Baby die Brust loslässt. Falls du jedoch dein Baby früher lösen musst, schiebe deinen Finger vorsichtig in den Mundwinkel des Babys, um das Saugen zu unterbrechen.
Nachdem du nun einen ungefähren Überblick zum Ablauf hast, erklären wir dir, weshalb das erste Anlegen sowas wie der Startschuss für die Milchproduktion in deinen Brüsten ist.
Warum das erste Anlegen für die Milchproduktion wichtig ist
Ab dem 4. - 6. Schwangerschaftsmonat produzieren deine Brustdrüsen bereits Milch - allerdings das sogenannte Kolostrum, was eine Art “Vormilch” ist. Die Produktion der tatsächlichen Muttermilch wird durch das erste Saugen deines Babys an deiner Brust in Gang gesetzt.
Der richtige Milcheinschuss
Nachdem du nach deinem Baby auch die Plazenta geboren hast, nehmen die Hormone Progesteron und Östrogen in deinem Körper ab. Dann schüttest du das Hormon Prolaktin aus. Prolaktin unterstützt die Milchbildung in deiner Brust. Prolaktin produzierst du vor allem dann, wenn du dein Baby stillst bzw. es durch das Saugen die Nervenenden im Warzenhof stimuliert. Das Saugen deines Babys zeigt den Milchzellen also, dass sie mit ihrer Arbeit beginnen können. Zu Beginn reicht deinem Baby das Kolostrum, das bereits da ist. Es ist reich an Stoffen, die die Abwehrkräfte des Babys stärken. Am zweiten bis vierten Tag nach der Geburt folgt dann der “richtige” Milcheinschuss. Du bildest nun sehr viel mehr Milch, zuerst die Übergangsmilch, dann nach etwa zwei Wochen die “tatsächliche” Muttermilch. Hier ist es besonders wichtig, dein Baby häufig anzulegen.
Wann muss spätestens das erste Mal gestillt werden?
Wenn du nicht gleich nach der Geburt stillen kannst, solltest du im besten Fall dein Baby innerhalb von ein bis zwei Stunden nach der Geburt anlegen. Wenn das nicht möglich ist, dann muss spätestens nach 4 bis 6 Stunden nach der Geburt das erste Stillen stattfinden. Denn nur so kommt die Milchbildung früh genug in Gang. Ist das nicht möglich, z.B. weil dein Baby noch medizinisch versorgt werden muss, kannst du das Kolostrum abpumpen und deinem Baby mit der Flasche geben. Lass dich dabei von einer Hebamme oder einer/m diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger/in beraten. Anschließend solltest du alle 2-3 Stunden stillen. Nachts solltest du möglichst keine Stillpause über 4 Stunden einlegen.
Grundsätzlich gilt, wenn das Baby nicht an der Brustwarze saugen will oder kann, hilft es auch schon, wenn das Baby die Brustwarzen mit seinen Lippen nur berührt, um die Milchproduktion etwas zu stimulieren.
Stillen will gelernt sein
An dieser Stelle sei dir gesagt: Sei geduldig mit dir und deinem Baby. Bei manchen Müttern funktioniert das Stillen gleich ganz gut. Andere Mütter brauchen wiederum etwas Zeit, um sich mit ihrem Kind einzuspielen. Manche Mütter verspüren Schmerzen beim Anlegen, da die Brustwarzen noch nicht an das Stillen gewöhnt und daher empfindlich sind. Hier kann man nur betonen: Auf die Anlegetechnik kommt es an! Viele Probleme und Schmerzen lassen sich durch eine gute Anlegetechnik vermeiden. Wende dich an eine Hebamme bzw. eine/n diplomierte/n Gesundheits- und Krankenpfleger/in, die dir eine gute Anlegetechnik beibringen können. Ein paar Tipps bekommst du von uns auch schon.
Die richtige Stilltechnik
Mach es dir beim Stillen gemütlich. So gemütlich wie es eben geht. Dabei kannst du im Bett oder auch auf dem Sessel stillen. Eventuell hilft dir ein Kissen als Unterlage für deinen Arm. Lege nun dein Baby so in deinen Arm, dass sein Körper ganz zu dir gedreht ist. Sein Bauch soll an deinem Bauch liegen. Der Kopf des Babys ruht auf deinem Unterarm. Das Baby sollte die Brust erreichen können ohne den Kopf zu drehen. Ohr, Schulter und Hüfte befinden sich dann in einer nahezu geraden Linie. Nun kannst du die Unterlippe deines Babys mit deinen Brustwarzen berühren. Wenn es seinen Mund öffnet, zieh es zu dir, sodass es auch einen Teil des Warzenhofs im Mund hat (wie weiter oben bereits beschrieben). Dabei berühren Nasenspitze, Wange und Kinn des Babys die Brust. Nur so kann es wirkungsvoll saugen und auch die Brustwarzen können nicht so leicht wund werden.
Es ist gut, mehrere Stillpositionen zu kennen und abzuwechseln, vor allem, wenn die Brustwarzen schmerzen oder sich ein Milchstau entwickelt.
Was soll ich sonst noch beim Stillen beachten?
Hier ein paar Tipps, die du generell noch beim Stillen beachten sollst:
- Biete bei jeder Mahlzeit beide Brüste an und fange mit der Brust an, an der das Baby zuletzt getrunken hat. So wird die Milchbildung gleichmäßig angeregt.
- Dein Baby sollte an der ersten Seite mindestens 15–20 Minuten trinken, dann aufstoßen und anschließend an der anderen Brust trinken. Gegen Ende der Stillmahlzeit ist die Milch besonders nahrhaft, darum sollte das Baby ausreichend lange an der Brust trinken.
- Ein schläfriges Baby sollte zum Stillen auch geweckt werden, damit die Milchproduktion gut in Gang kommt und das Baby nicht zu viel an Gewicht verliert.
FAQs - Häufig gestellte Fragen zu diesem Thema
Wie kann ich mir sicher sein, dass mein Baby genug Milch bekommt?
Du kannst dir sicher sein, dass dein Baby genug Milch bekommt, wenn es regelmäßig zunimmt und das Geburtsgewicht mit spätestens zehn Tagen wieder erreicht hat, gesund wirkt und aktiv ist, fünf- bis sechsmal am Tag nasse Windeln hat und in den ersten vier- bis sechs Wochen mindestens drei Stuhlentleerungen täglich hat.
Was kann ich tun, wenn ich beim Stillen Schmerzen habe?
Viele Probleme und Schmerzen lassen sich durch eine gute Anlegetechnik vermeiden. Wende dich an eine Hebamme bzw. eine/n diplomierte/n Gesundheits- und Krankenpfleger/in, die dir eine gute Anlegetechnik zeigen können. Wenn das nicht hilft, lass dich medizinisch beraten! Generell können Stillgruppen, Hebammen, Stillberaterinnen oder Frauenärztinnen und Frauenärzte Hilfe und Unterstützung geben.
Kann ich auch nach einem Kaiserschnitt oder bei einer Frühgeburt stillen?
Ja, auch nach einem Kaiserschnitt kannst du dein Baby stillen. Bei einer Frühgeburt kannst du deinem Kind die Muttermilch mittels einer elektrischen Milchpumpe geben.
Quellen
- Broschüre Sozialministerium: “Stillen - ein guter Beginn”
- Sozialministerium: Empfehlung der nationalen Ernährungskommission
- www.medela.de
- www.still-lexikon.de
- www.netdoktor.de
- www.familienplanung.de
- www.lalecheliga.at
- www.multi-mam.de